Fotografie 1x1

Belichtung & Schärfentiefe - Die Blende richtig einstellen & einsetzen

Fast alle Hobbyfotografen drehen früher oder später am (Auswahl)Rad…von Automatik auf Manuell. Ist dieser Zeitpunkt eingetroffen, wird es Zeit sich mit seiner Kamera und dem Thema Fotografie genauer auseinanderzusetzten. Blende, ISO, Belichtungszeit,…so viele Begriffe und Zusammenhänge. Wir möchten Licht ins Dunkel bringen und Ihnen in unserer Reihe „Fotografie 1x1“ die Grundlagen der Fotografie etwas näherbringen. Unseren ersten Beitrag widmen wir dabei dem Thema „Blende“ und den Fragen „Was bewirkt die Blende?“ und „Wie setzte ich die Blende richtig ein?“.

Was ist die Blende?

Offene vs. geschlossene Blende

Die Blende wird über eine f-Skala gemessen. So findet sich auf jedem Objektiv ein f/ und eine Zahl dahinter. Diese Zahl gibt an wie weit die Blende geöffnet werden kann. Dies hat wiederrum Einfluss auf die Belichtung und die Schärfentiefe. Doch dazu später mehr. Zunächst möchten wir erklären, was es bedeutet die Blende zu öffnen oder zu schließen.

Die Blende bei einem Objektiv regelt den Lichteinfall. Durch die Einstellung der Blende wird somit festgelegt wieviel Licht auf den Sensor fällt. Je weiter die Blende geöffnet ist (z.B.: f 1.8), desto mehr Licht kann auf den Sensor fallen. Ist die Blende geschlossen (f 22), ist die Öffnung, durch welche das Licht einfallen kann, kleiner, somit kann auch deutlich weniger Licht auf den Sensor treffen. Beide Szenarien haben dabei Auswirkung auf Belichtung und Schärfentiefe. Welche im Detail, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Wissen kompakt: Kleiner Blendenwert (z.B. f 1.8) = große Blendenöffnung = viel Licht - großer Blendenwert (z.B. f 22) = kleine Blendenöffnung = wenig Licht... klingt zunächst verwirrend, doch nach einigen Versuchen haben Sie die Einstellung der richtigen Blende mit Sicherheit verinnerlicht.

Bild: Offene (f 2.8) vs. geschlossene Blende (f 22)

offene vs. geschlossene Blende

Belichtung & Schärfentiefe

Blende, ISO und Belichtungszeit...alles spielt zusammen.

Wie bereits oben erwähnt, regelt die Blende den Lichteinfall auf den Sensor Ihrer Kamera. Die Blende wird dabei den aktuellen Lichtverhältnissen bzw. an das Fotomotiv angepasst. So kann bei strahlendem Sonnenschein die Blende meist ohne große Probleme geschlossen werden. Bei schlechten Lichtverhältnissen benötigt man hingegen so viel Licht wie möglich, daher sollte die Blende geöffnet werden um das Fotomotiv gelungen abzulichten. Sobald jedoch ein Blendenwert gewählt wird, hat dies auch Auswirkungen auf Schärfentiefe und Belichtung. So muss zum Beispiel bei geschlossener Blende sowohl der ISO-Wert, als auch die Belichtungszeit entsprechend verändert werden um ein gut belichtetes Foto zu erhalten. Doch die Blende wird nicht nur für das Entgegenwirken von Unter- oder Überbelichtung von Fotos eingesetzt, sondern auch als Stilmittel, das Stichwort hier: Schärfentiefe.

Blende & Belichtung

Das Foto links zeigt wie sich die Wahl des Blendenwerts auf die Belichtung Ihres Fotos auswirkt. So haben wir das gleiche Motiv mit unterschiedlicher Blendenzahl fotografiert. Der ISO-Wert, sowie die Belichtungszeit wurden dabei nicht verändert bzw. nicht an die schlechter werdenden Lichtverhältnisse angepasst. Unser kleiner Versuch zeigt deutlich, je mehr die Blende geschlossen wird, desto weniger Licht kann auf den Sensor einfallen, das Motiv wird zunehmend dunkler, bis es bei ein vollständig geschlossenen Blende kaum mehr zu erkennen ist. Soweit die Theorie, was bedeutet dieser Umstand jedoch für die Praxis.

Die Blende beeinflusst - wie bereits erwähnt - die Belichtung des Fotos und kann somit eingesetzt werden, um der Unter- bzw. Überbelichtung Ihres Fotos entgegenzuwirken und das Motiv richtig bzw. ausreichend zu belichten. Doch die Blende hat nicht nur Auswirkung auf die Belichtung Ihres Fotos, sondern auch auf die Schärfentiefe.

Blende und Belichtung

Blende & Schärfentiefe

Wie der Begriff bereits vermuten lässt, beschreibt "Schärfentiefe" (oder "Tiefenschärfe") den Grad der Schärfe in einem Foto. Wie groß dieser Schärfebereich in einem Foto ist, wird dabei über die Blende geregelt. Je kleiner dabei der Blendenwert (große Blendenöffnung), desto kleiner auch der Schärfebereich. Wird der Blendenwert erhöht und die Blende damit geschlossen, erhöht sich der Schärfebereich und mehr Details in einem Foto werden scharf dargestellt.

Um den Zusammenhang zwischen Blende und Schärfentiefe deutlicher bzw. verständlicher zu machen, haben wir ein und dasselbe Motiv mit unterschiedlichem Blendenwert fotografiert. ISO und Belichtungszeit wurden dabei jedoch an die entsprechenden Lichtverhältnisse angepasst. Der Fokus wurde in allen vier Fotos auf die vordere Tulpe gesetzt.

  • f 1.8: Bei diesem Foto ist die Blende vollständig geöffnet, viel Licht trifft auf den Sensor. Das Foto ist nur im vorderen Bereich scharf. Der Hintergrund ist weichgezeichnet und unscharf.
  • f 6: Die Blende ist etwas geschlossenen, weniger Licht trifft auf den Sensor. Der Hintergrund wird schärfer, die zweite Tulpe ist bereits deutlicher zu erkennen.
  • f 13: Durch die Blendenöffnung trifft wenig Licht auf den Sensor, die Tulpen im Hintergrund gewinnen dadurch immer mehr an Schärfe.
  • f 22: Die Blende ist geschlossen, sehr wenig Licht trifft auf den Sensor. Das gesamte Foto inklusive Hintergrund ist nun deutlich zu erkennen.

Wissen kompakt: Bei geöffneter Blende (kleine Blendenzahl) erscheint der Hintergrund unscharf und verschwommen. Bei geschlossener Blende (große Blendenzahl) wird der Hintergrund deutlich dargestellt.

Blende und Schärfentiefe

Motiv & Blende

Welche Blende sollte für welches Motiv eingestellt werden

Wie oben erwähnt, ist die Blende nicht nur für die Belichtung, sondern auch für die Schärfentiefe verantwortlich. Doch die Anforderungen an Schärfentiefe ist je nach Motiv und Situation eine andere...

Portrait-Aufnahmen & Bokeh-Effekt

Möchten Sie eine Portrait-Aufnahme machen, sollten sie eine möglichst kleine Blende wählen (z.B.: f 1,8). Durch die geöffnete Blende trifft viel Licht auf den Sensor und der Hintergrund wird unscharf. So wird das Hauptmotiv hervorgehoben. Netter Nebeneffekt: Vorhandene Lichtpunkte (zum Beispiel Sonnenstrahlen, welche durch Bäume fallen oder wie in unserem Beispiel...eine Lichterkette) werden durch die geöffnete Blende kreisrund dargestellt, der sogenannte Bokeh-Effekt.

Das Foto links wurde mit der Blende f 1.8 fotografiert. Der Bokeh-Effekt im Hintergrund ist deutlich zu erkennen. Um die Lichtpunkte zu erzeugen, haben wir eine Lichterkette benutzt.

Foto: f 1.8 1/1600 35mm ISO 400

Portrait-Aufnahme

Gruppenfoto

Bei Festen und Feiern nicht wegzudenken: das Familienfoto. Die Anforderungen: alle Familienmitglieder sollten scharf abgelichtet werden. Würde man hier eine kleine Blende wie etwa f 2 wählen, würden nur die Personen im Vordergrund scharf abgelichtet, Personen die etwas versetzt bzw. im Hintergrund stehen, würden hingegen unscharf auf dem Foto erscheinen. Definitiv kein gelungenes Gruppenfoto.

Wählen Sie daher bei Gruppenfotos eine größere Blendenzahl wie etwa f 6 oder f 10. Dadurch wird der Schärfebereich vergrößert und Personen im Hintergrund werden ebenso scharf abgelichtet wie jene im Vordergrund. Möchten Sie eine große Gruppe ablichten (wie zum Beispiel eine Hochzeitsgesellschaft) muss die Blende eventuell weiter geschlossen werden (z.B.: f 14).

Bei unserem Gruppenfoto links haben wir die Blende f10 gewählt, alle "Personen" sind scharf abgelichtet.

Foto: f 10 1/50 35mm ISO 400

Gruppenfoto

Landschaften

Um weite Landschaften vollständig darzustellen, wählen Sie am besten eine große Blendenzahl, wie etwas f 13 oder gar f 22 (vorsichtig Unterbelichtung). Dadurch wird sowohl der Vorder- als auch der Hintergrund deutlich abgelichtet. Doch wie in vielen Bereich ist die Wahl der Blende hier eine Frage des Geschmacks und auch der fotografischen Idee. Erlaubt ist was gefällt.

Falls Sie die Blende aufgrund der vorhandenen Lichtverhältnissen nicht geschlossen werden kann, können Sie den Fokus alternativauf ein Objekt im Hintergrund setzten. So verschiebt sich der Schärfebereich ebenfalls in den Hintergrund und das gesamte Motiv gewinnt an Schärfe.

Unser Foto wurde mit einer Blende von f16 aufgenommen, die Inselgruppen im Hintergrund sind dabei ebenso wieder Vordergrund gut zu erkennen.

Foto: f16 1/6 18 mm ISO 100

Landschaftsfotografie

Blendenstern oder Sonnenstern

Um einen Blenden- bzw. Sonnenstern zu erzeugen, muss die Blende geschlossen werden. Je nach Objektiv kann die Darstellung des Sterns dabei unterschiedlich sauber ausfallen, generell gilt jedoch, es muss eine möglichst große Blendenzahl (ab f 14) gewählt werden. Als Quelle für einen Blendenstern eignet sich dabei nicht nur die Sonne, sondern auch künstliche Lichtquellen wie Straßenlaternen oder Taschenlampen.

Unser Blendenstern im Foto links wurde mit vollständig geschlossenen Blende von f22 aufgenommen. Als Lichtquelle diente dabei die Taschenlampe auf unserem Smartphone.

Foto: f22 1/40 35mm ISO 1250

Blendenstern erzeugen

Wir hoffen wir konnten Ihnen die Funktionsweise der Blende etwas näherbringen und diese verständlich erklären. Um ein Gefühl für die Blende zu bekommen, fotografieren Sie am besten im manuellen Modus. So sehen Sie direkt, wie sich die Wahl der Blende auf die Belichtung und Schärfentiefe auswirkt. Und noch ein Tipp: Durchsuchen Sie Fotoplattformen wie unsplash.com nach Fotos die Ihnen gefallen und sehen Sie sich anschließend die Exif-Dateien (hier werden die Kameraeinstellungen der Kamera abgespeichert) genauer an.

Wir wünschen viel Spaß beim Fotografieren und gutes Gelingen!